Knapendorf
Knapendorf liegt an der L 172 zwischen Merseburg und Bad Lauchstädt.
Zahlen und Daten- Knapendorf Gemeinde Schkopau
- Einwohner 459 (Stand: 312.12.2021)
- Höhe 95m
- Postleitzahl 06258
- Vorwahl 03461
Knapendorf gestern und heute
Die urkundliche Ersterwähnung der Siedlung Knapendorf als Cnapendorp datiert vom 18. Oktober 1068. Bereits am 17. Oktober 1012 bestätigte König Heinrich II. dem Bistum Merseburg seinen Besitzanspruch an dem Ort "Boian villam", welcher heute den Namen Bündorf trägt. Im Jahre 1270 kauft der Bischof Friedrich vonTorgen den gesamten Besitz Bündorf mit den Orten Milzau, Dörstewitz und Knapendorf.
Der Bischof Bose ließ in den Jahren 1435-1455 im Lauchatal von Bündorf bis Schkopau künstliche Fischteiche anlegen, die neben dem Fischfang auch zur Jagd auf Wasservögel dienten. Der Teichvogt und die Teichknechte wohnten in Knapendorf. Durch die Knapendorfer Teiche staute sich im Frühjahr oft das Wasser der Laucha und der Schwarzeiche. Am 6.1.1539 waren die Wassermassen so gewaltig, dass 13 Wohnhäuser und 6 Scheunen niedergerissen wurden und 14 Menschen ums Leben kamen. Ab 1850 wurden die Fischteiche dann trockengelegt, der Boden wurde urbar gemacht, die Grundlage für eine aufblühende Landwirtschaft geschaffen.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Knapendorf, wie auch die umliegenden Orte, Opfer von mordenden und plünderten Landsknechtshorden. Im Jahre 1734 erhielt Knapendorf eine neue Kirche.
In der Gemarkung Dörstewitz – Knapendorf wurde Braunkohle gefunden, die ab 1813 gefördert wurde, teils im Tagebau, teils unter Tage. Durch Wassereinbrüche bedingt kam es auf Knapendorfer Gebiet immer wieder zu Förderausfällen, bis dann 1879 in Knapendorf bzw. 1928 im Bereich des Ortsteils Dörstewitz, die Kohleförderung eingestellt wurde.Es entstanden die Knapendorfer Schachtteiche westlich der Straße nach Dörstewitz.
Die immer leistungsfähiger werdende Landwirtschaft brachte auch den Bauern in Knapendorf einen bescheidenen Wohlstand. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden im Ort große Bauernhöfe (16 mit Wirtschaftsflächen von 10 – 50 ha), meist in der typischen Vierseitenbebauung (das Wohnhaus und die Wirtschaftsgebäude umschlossen einen Hof, oftmals war auch das große Hoftor noch überdacht.
Zum Transport der landwirtschaftlichen Produkte brauchte man neue Beförderungsmöglichkeiten. Die Bahnlinie Merseburg – Schafstädt ging 1896 in Betrieb, auch Knapendorf erhielt einen Bahnhof am nördlichen Ortsrand.





Die Industriealisierung im 20. Jahrhundert machte auch um die Region Merseburg keinen Bogen. Nach der Errichtung der Leuna – Werke 1916 wurde 1936 mit dem Bau der Buna – Werke begonnen, wodurch dann auch die Gemarkung Knapendorf und das Leben im Ort beeinflusst wurden. Das Buna – Werk lagerte bedingt durch die Karbid – Chemie große Mengen an Karbidkalkhydrat, Kraftwerksasche und Produktionsrückständen auf die sogenannte Buna – Halde. Im Laufe der Jahre wurde diese flächenmäßig immer weiter nach Westen ausgedehnt, Bauern mussten dort ihr Land verkaufen (1957). Ab dieser Zeit wurde die Verbindungsstraße nach Dörstewitz, die Schachtteiche und die Bahnstrecke Knapendorf – Bündorf unter stetig wachsenden Abfallbergen begraben, das Landschaftsbild in Richtung Norden und Westen veränderte sich vollständig, was früher Naherholungsgebiet war, wurde zur grauen Hügellandschaft. Die Selbstständigkeit der Bauern ging mit der Bildung der LPG verloren, die großen Höfe verloren ihre Bedeutung. Da viele der Scheunen und Ställe nicht mehr entsprechend genutzt wurden, wurde auch kein Geld und Material zur Werterhaltung eingesetzt, das früher typische Bauerndorf veränderte seine Struktur. Viele Einwohner arbeiteten nun in der umliegenden Industrie, es entstanden Neubauten (Einfamilienhäuser), in den 80er Jahren bildete sich der Dorfklub zum Zentrum des Gemeindelebens aus.
Die „Wende“ 1990 blieb auch für Knapendorf nicht ohne Folgen. Das Buna – Werk wurde vom Produktionsprofil völlig umgestellt, mit der Übernahme durch DOW CHEMICAL entstanden moderne Produktionsanlagen, alte wurden stillgelegt und abgerissen mit der Folge, dass auch Arbeitsplätze verloren gingen. Das betraf auch Einwohner von Knapendorf. Die wenigen sich hier ansiedelnden Gewerbebetriebe konnten das nicht kompensieren. Wiedereinrichter gab es nicht , die landwirtschaftlichen Flächen sind an ein Agrarunternehmen verpachtet. Die ehemalige Buna – Halde ist jetzt die Hochdeponie Schkopau (MDSE). Sie wird noch zur Einlagerung von Abbruchmaterial verwendet und ist zu großen Teilen bereits saniert.
Im Jahr 2000 wurde der Ort in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen. Nach Befragung der Einwohner kristallisierten sich im kommunalen Bereich Schwerpunkte heraus, die dann in den folgenden Jahren in Angriff genommen wurden. Projekte wie Entschlammung des Unterteiches mit gleichzeitiger Umgestaltung der Uferzonen sowie Sanierung und teilweiser Neubau der Friedhofsmauer sind inzwischen abgeschlossen.
Ein weiterer Punkt – der grundhafte Ausbau von Straßen – wurde 2002 begonnen. Voraussetzung dafür waren Maßnahmen des AZV Merseburg, der zuerst seine Entsorgungsleitungen (Schmutz- & Niederschlagswasser) verlegen ließ. Diese Maßnahmen wurde 2006 beendet. Damit war der Ort komplett an die Schmutzwasserentsorgung angeschlossen. Auch die in dem Programm der „Dorferneuerung“ vorgesehenen Punkte konnten zum größten Teil realisiert werden.
Nach dem Beitritt der Gemeinde Knapendorf zur Einheitsgemeinde Schkopau gab es in Knapendorf eine Namensvergabe für die einzelnen Straßen, um eine bessere Orientierung zu ermöglichen. In den Jahren 2005/06 erhielt die Freiwillige Feuerwehr ein neues Gerätehaus im Zentrum des Ortes.
Quelle für den Text Ortsgeschichte: www.knapendorf.de, Torsten Bau
